Bereits im letzten Jahr hatte ich mir vorgenommen, dass ich 2018 auch endlich mal zur Cake & Bake anreisen wollte. Immerhin die größte Tortenmesse Deutschlands und auch noch ganz schön international.
Und WENN man dann den weiten Weg auf sich nimmt, dann natürlich auch nur mit Wettbewerbsteilnahme. Schließlich brauch ich ja was als Erinnerung für meine “Wall of Fame” ;)
Dezember 2017 – Erstmal vorsichtig rantasten
Da 2017 aber gerade zum Ende hin doch recht chaotisch war, hatte ich mir fest vorgenommen mich wirklich erst ab 2018 mit dem Thema zu beschäftigen. Einzig auf die Kategorien wurde schon mal vorher gelinst. Wäre absolut nichts dabei gewesen, hätte ich mir das mit der Wettbewerbsteilnahme vielleicht auch noch mal überlegt. Erzwingen muß man ja auch nichts und ich weiß, dass es definitiv Kategorien gibt, bei denen ich versagen würde – zumindest auch was meine eigenen Ansprüche angeht.
Zur näheren Auswahl standen dann die Kategorie mit den Minitörtchen, das Sweet Table und Motivtorte zum Thema Brettspiele. Eine Kekskategorie hatte es leider nicht gegeben. Einzig Sweet Table wäre da dann eine Option gewesen. Aber sorecht sagt mir die Kategorie wegen dem frisch backen einfach nicht zu. Soll ja nicht schon ranzig riechen oder Schimmelstellen haben, weil man das schon ewig im vorraus erwarbeitet hat :D
Nach einigen Überlegungen fiel die Wahl dann auf die Minitörtchen. Anne mag Details und Fitzelarbeit… also genau richtig!
Januar 2018 – Mögen die Spiele… äh möge die Ideensuche beginnen
Frisch und munter ging es im neuen Jahr mit der Ideensuche los. Da es ja keine Themenvorgabe bei den Minitörtchen gab, war die Frage: was macht man? Erlaubt ist ja quasi alles und gerade das macht es dann auch etwas schwerer sich festzulegen.
Zeitgleich guckte ich auch nach passenden Dummygrößen und was da überhaupt geht. Gar nicht so einfach. Und wenn ich dann sehe, was die “Konkurrenz” gemacht hat, hätte ich es mir auch wesentlich einfacher machen können. Beim nächsten Mal wäre ich dann schlauer ;)
Irgendwann lief ich dann einer Torte von “havesomecakeuk” über den Weg und es war um mich geschehen. Die Sache mit den einzelnen Platten fand ich super. Und auch die Farbkombination Gold/Grün lies mich nicht mehr los. DAS stand dann schon mal definitiv fest. Aber Thema?
Bei Gold kam mir irgendwann der Gedanke zu einem opulenten Barock-Törtchen, mit diversen Mustern, Bordüren etc.
Die ersten Skizzen entstanden, aber irgendwie… Schnörkel und edle Torten hatte es schon so oft gegeben. Natürlich gibt es da auch entsprechend jede Menge Material wie Ausstecher etc dafür… aber so 100% sagte mir die Idee doch nicht zu. Auch Libellen und irgendwie etwas rund um diese hübschen Wesen erschien mir nicht die Lösung zu sein.
Ja und dann – woher auch immer – stand plötzlich die Idee, dass es in Richtung Ureinwohner Südamerikas und Dschungel gehen soll. Alte Kulturen haben mich von jeher interessiert. Eine kurze Recherche ergab zudem, das es bislang kaum Torten zu dem Thema gab. Jupp, das isses!
Januar 2018 – Erstmal Recherche und Material besorgen
Das Thema stand und es ging los um das Internet und diverse meiner Bücher (ich hab viel zu Mythen, Legenden, alte Kulturen etc) nach Informationen zu durchforsten. Wenn ich so ein Thema wähle, dann habe ich auch den Anspruch, dass es irgendwie autentisch ist. Auskennen würde sich vermutlich niemand so richtig, aber wat mutt, dat mutt!
Zwischen jeder Menge Glyphen und welche dann nun zu welcher Kultur gehören, fiel die Wahl dann auf die Azteken. Nicht zuletzt, da ich das typische Kalenderbild und auch den Gott Quetzalcoatl interessant fand. Letzterer lief mir auch so bereits schon in Büchern und Computerspielen über den Weg.
Ich suchte nach Bildern, ich suchte nach Geschichten und kramte nach allem, was interessant schien und sich für eine Minidarstellung dieser Kultur eignen würde.
Danach ging es dann wieder an Skizzen, um zu sehen was wie kombiniert werden oder wie auch der grundlegende Aufbau sein könnte.
Nachdem das grobe Konzept dann stand, wurde fleißig Material bestellt.
Noch 3 Monate Zeit für ein kleines Törtchen, das passt!
Februar 2018 – Einfach mal anfangen
Nachdem das Material eingetroffen war, ging es dann auch so ziemlich gleich an’s Werk. Aber anfangs eher sachte. Man muß ja nichts überstürzen.
Los ging es mit der Vorbereitung für das Cakeboard. Dafür habe ich Holz entsprechend zurechtgesägt (und wegen der Höhe zusammengeklebt) und darauf gab es dann eine Schicht Styropor, deren Kanten zur Mitte hin oval ausgeschnitten wurden. Ein normales viereckiges Cakeboard erschien mir zu langweilig. ;)
Die Basis wurde dann mit Royal Icing so bearbeitet, dass ein eher rauher Untergrund – ähnlich einem Naturboden – entsteht und anschließend mit Farbe angepasst.
Außerdem wurden die oberen Ecken von der 1. Etage bearbeitet und testweise schon mal der Dummy der 2. Etage eingedeckt. Nebenbei wurden dann immer mal wieder die Skizzen verfeinert.
Soweit so gut!
Gegen Ende des Februars wollte ich dann auch die 1. Etage eindecken (also den Dummy) und das war wohl der schwierigste Augenblick der ganzen Törtchenentstehung. Der Fondant riss. Permanent. Kaum lag er auf dem Dummy, war er auch schon kaputt. Ich weiß nicht wie oft ich es versuchte und an wievielen Tagen, das Ergebnis war immer das Gleiche.
Ich zweifelte an mir. Auch wenn ich mit Fondant nicht so dicke bin… SO dämlich konnte ich mich gar nicht anstellen.
Der Frust war groß, zumal ich eigentlich mit genau dieser Farbe vom Renshaw-Fondant arbeiten wollte. Aber gelernt habe ich jetzt endlich daraus, dass ich in Zukunft auf Fondant dieser Marke verzichten werde (die Blütenpaste hingegen ist super!)
Als Notlösung kam dann Massa Ticiono zum Einsatz. Leider hatte ich ihn aber nur in weiß. Einfärben wollte ich nicht (wäre eh zu hell geworden) und so musste dann später die Airbrush zum Einsatz kommen.
Aber was soll ich sagen? Fondant einmal ausgerollt und Dummy problemlos beim ersten Anlauf eingedeckt. HA! Bin doch nicht zu blöd ;)
Leider hieß das aber auch, dass der Fondant der 2. Etage wieder ab musste, damit alles einheitlich wird. Aber auch das ging und das Projekt konnte weiter abgearbeitet werden. Beide Etagen wurden dann per Airbrush eingefärbt. Da ich kompletter Anfänger mit der Airbrush bin, war es klar, dass es mangelhaft werden würde, aber anders ging es eh nicht mehr. Bewusst versuchte ich so ein bisschen das Bokeh von Dschungel rauszuarbeiten, aber nunja…
Für die oberste Etage, bei der ich Glanz durch Farbe vermeiden wollte, kam dann eingefärbter Fondant zum Einsatz. Dieser wurde dann am Dummy, solange er noch weich war, mit diversen Hilfsmitteln bearbeitet, damit er nach Felsen/Stein aussehen würde.
März 2018 – Details ausarbeiten
März begann mit der Digitalisierung der Skizzen. Da für den Geburtstag meiner Mutter Kekse und Torte anstand war quasi auch eine Art Pause angesagt.
Mitte des Monats ging es dann mit dem Sockel und der 3. Etage weiter.
Um den Stein-/Felseneffekt zu verstärken kamen diverse Puderfarben zum Einsatz. Einzelne Risse wurden dann auch noch per Pinsel nachgezeichnet. Und auch der Sockel bekam Farbe und etwas mehr Struktur.
Auch ein schneller Test, ob sich der Kalender so überhaupt umsetzen lassen würde, wurde mit Royal Icing gemacht. Vorrangig ging es dabei darum zu gucken, ob ich mit einem so filigranen Element überhaupt hantieren könnte.
Ursprünglich wollte ich mich beim Quetzalcoatl (der gefiederten Schlange an der Seite) an einem Bild aus dem Web orientieren. Aber da ich nun mal lieber originale Werke abgebe, die nicht auf Arbeiten anderer basieren, wurde dann kurzerhand an eigenen Entwürfen gearbeitet.
Auch für die Seiten der 2. Etage ging es an die genaueren Entwürfe. Dabei wurde mir dann erstmal bewusst, das eine Anfangsidee mit jeder Menge Glyphen und Symbolen auf Mosaikbasis schwierig werden könnte. Also lies ich von der Idee ab und fing an, basierend auf typischen Symbolen usw, eigene Muster zu entwerfen, welche so in der Art vielleicht irgendwo in eine Aztekenpyramide hätte eingeritzt sein können.
Der März endete dann so, wie er begonnen hatte: Digitalisierung und Reinzeichnung von Skizzen, um die Vorlagen für die Royal Icing- Elemente u.ä. zu erstellen.
Ansich hätte ich mehr schaffen können, aber irgendwie hatte ich bis dato noch nicht das Gefühl gehabt, wirklich im Stress zu sein. Ich hatte für dieses Projekt zwar auch einen groben Plan, lies aber alles sich eher von allein entwickeln und machte Anpassungen wann immer es nötig war.
April 2018 – Noch einen Monat Zeit
Irgendwann kommt dann der Punkt wo du feststellst… hey es sind noch knapp vier Wochen. So langsam solltest du denn doch mal in die Puschen kommen.
Doof nur, dass April unser Geburtstagsmonat ist. Theoretisch könnten wir da fast jeden 3. Tag einen Geburtstag in der Familie/Verwandschaft feiern. Und das alljährliche Törtchen für meine Tante stand an, sowie backen für meine eigenen Gäste. Aber auch das kriegt man irgendwie hin ;)
Anfang April ging es dann hauptsächlich mit Royal Icing zur Sache.
Aber auch kleinere Sachen wurden so nebenbei mit abgearbeitet. Die erste Etage wurde auf dem Sockel befestigt, die kleinen Plättchen für die zweite Etage vorbereitet, der Baumstamm auf der dritten Etage wurde modelliert und der Kopfschmuck des Montezuma fertig gestellt.
Es folgte das vergolden der Royal Icing- Elemente. Schließlich war der erdachte Titel für das Törtchen ja nicht umsonst “Aztekengold” ;)
Auch wenn es golden wurde, so war ich nicht 100% zufrieden mit dem Goldton, da mir der Glanz fehlte. Aber nach diversen Anstrichen und mehrmaligen Abpudern war das Ergebnis dann einigermaßen ok für mich.
April 2018 – Es lief eigentlich zu gut
Am 12. April ging es vormittags dann zum Teil weiter mit Kleinigkeiten. Ich hatte mir aber auch vorgenommen Quetzalcoatl anzubringen. Mit schwitzenden Fingern und leicht nervös ging ich an’s Werk. Von einem Element brach ein kleines Stück ab, aber das würde sich reparieren lassen. Trotz aller Befürchtungen prangte die Gottheit dann an der untersten Etage. Yeehaaa!
Und dann am Nachmittag, aus einer spontanen Laune heraus, zückte ich das Lineal um nochmal die Grundmaße zu kontrollieren… 5mm zu viel. 5mm!!
In meinen Skizzen stimmten die Maße noch, aber irgendwie beim Zurechtschneiden vom Holz haben sich da 5mm dazugeschlichen. Ansich nichts dramatisches, nur wäre ich damit sofort disqualifiziert worden.
Und jetzt?
Die erste Etage saß bereits bombenfest auf dem Sockel… aber welche Wahl hatte ich denn schon? Mühselig kratzte ich Stück für Stück das Klebematerial mit einem Messer weg und hoffte, dass meine Quetzalcoatls heil bleiben würden. Zu meinem großen Glück taten sie es auch!
Bereits am nächsten Tag war dann alles an die maximale Größe angepasst, wieder verkleidet und zusammenmontiert. So langsam sollte man ja schon mal ein Ergebnis sehen können.
April 2018 – Die letzten drei Wochen
Schritt für Schritt konnte ich nun dann langsam die einzelnen Elemente, die ich in der Zeit zuvor hergstellt hatte, zum großen Ganzen zusammenfügen. Plötzlich ging es irgendwie ruckzuck und mein Aztekengold nahm immer mehr Form an.
Weitere Details wurden ausgearbeitet und auch der Quetzal (ein typischer Vogel Südamerikas und der Azteken), d.h. dessen Grundform wurde in Angriff genommen.
Peu a peu wurden beim Quetzal alle Federn einzeln ausgeschnitten/gestanzt und angeklebt. Da ich mit Wafer Paper gearbeitet hatte, hieß es auch zwischendurch immer wieder Trocknungspausen zu machen. Nach und nach bekam der kleine Piepmatz dann seine endgültige Form und wurde schließlich auf der obersten Etage befestigt.
Es folgte der Zusammenbau des Törtchens, weitere Details wie z.B. Pflanzengrün wurden hinzugefügt, der Kalender bekam weitere Elemente hinzugefügt und das akribische Kontrollieren von Mängeln. Außerdem wurden die langen Schwanzfedern solange bearbeitet, bis sie endlich innerhalb der Höchstmaße blieben und mit einem rechten Winkel überprüft, ob auch sonst ja nichts übersteht. ;)
Als letztes puschelte ich überall noch mal mit dem Pinsel entlang und fügte hier und dort etwas Farbe hinzu. Eigentlich konnte man dann ewig noch gucken, wo was ist oder wo noch etwas hin könnte, aber irgendwann muß man dann auch sagen, dass jetzt Schluß, Aus, Ende ist!
Knapp eine Woche vor der Messe war ich dann fertig und konnte dem entspannt entgegenblicken… und nicht wie sonst immer auf dem letzten Drücker ;)
Das Ergebnis: “Aztekengold”
So sah mein Aztekengold dann fertig aus.
Und noch ein paar Detailbilder:
Fazit
Trotz der Widrigkeiten mit dem Fondant am Anfang, diversen Umplanungen und dem kleinen Schreckmoment mit den Maßen, ging dieses Törtchen ohne größere Zwischenfälle recht leicht von der Hand.
Zur Abwechslung war es auch mal ganz nett, dass es nicht so ein Drama war und man relativ entspannt daran arbeiten konnte. ;)
Na dann… bis zum nächsten Wettbewerb… vielleicht :D