Ich glaub für jeden der Torten macht ist es schon etwas Besonderes, wenn dann plötzlich mal eine Hochzeitstorte mit Rosen auf dem Plan steht. Natürlich gibt man sich auch bei anderen Torten und Backwaren Mühe, aber bei Hochzeitstorten ist das ganze Drumherum doch irgendwie spezieller und mehr auf das Backwerk fokussiert.
Aber man hat auch ein wenig mehr Druck im Nacken, denn es soll ja perfekt sein ;)
Vor einer Weile hatte sich also für mich die Gelegenheit ergeben und nach ein wenig zweifeln, da es recht kurzfristig war, hab ich mich dann doch an dieses Projekt gewagt. Wer weiß schon, wann es diese Chance wieder gibt!
Das Problem an der Sache? Knapp 2 Wochen vorher hab ich mit erst mit der Braut getroffen und hatte auch kaum noch Fondant da. Klingt ansich erstmal nicht allzu dramatisch, aber hier gibt es keine Läden wo man qualitativ guten Fondant mal eben schnell kaufen kann. Das bedeutet es muß bestellt werden und da gehen schon mal ruckzuck ein paar Tage in’s Land – vor allem wenn ein Wochenende dazwischen liegt. Nebenbei muß man dann auch noch daran denken, dass Blüten (sofern denn filigran und ordentlich ausgearbeitet) auch so ihre Zeit brauchen…
Aber egal, irgendwie wird das schon was!
An einem Dienstag habe ich mich dann mit der Braut verabredet und wir haben ihre Ideen besprochen. Glücklicherweise nichts ausgefallenes, was dem Zeitfaktor zu Gute kam. Nach 2-3 Stunden hatte ich mir alles Wichtige notiert: 3 einzelne Etagen, alles in Weiß mit ein wenig Rosa und vielen kleinen Blumen. Plus Rosen…
Rosen bedeutet, dass man viel Zeit zum Durchhärten einrechnen muß… gut… Also schnell noch den Fondant bestellt und das Beste gehofft.
Trotz Hoffen und Bangen kam dieser aber erst am folgenden Montag an. Und an dem Tag hatte ich keine Zeit, um mich bereits mit der Deko zu beschäftigen. Aber egal, zwischendurch wurde dann trotzdem noch irgendwie die gewünschte Schleife und schon mal die Kegel für die Rosen gebastelt. Immerhin ein Anfang!
Dienstag – eine Woche nach dem Gespräch – ging es dann los. Donnerstag späten Nachmittag sollte die Torte abgeholt werden. Macht 3 Tage… definitiv eine Herausforderung. Aber die liebe ich ja. Die Personen, die mich dabei aushalten müssen, wahrscheinlich eher weniger ;)
Tag 1 – Dienstag
Da ich wusste, dass die Rosen das größte Problem werden könnten, galt ihnen die anfängliche Aufmerksamkeit. Auf diese Weise konnte ich sie immer Schritt für Schritt aufbauen und mich in der Wartezeit mit anderen Dingen beschäftigen. Zwischenschritte habe ich allerdings nicht großartig fotografiert- meine unfertigen Rosen sehen meist nicht so schön aus ;)
Während die Rosen also immer wieder bei Seite gestellt wurden, habe ich mich an die keinen Zierblüten gemacht. Dieses Mal mit Unterstützung meiner Mutter, sonst hätte ich es wohl wirklich nicht geschafft. Sieht alles immer relativ einfach aus, frisst aber ungeheuer viel Zeit.
Damit es nicht zu wild werden würde, habe ich mich auf wenige, einfache Blütenformen beschränkt. Das Problem bei Torten mit vielen Blüten ist bloß, dass man ja im Vorfeld abschätzen muß, wieviel ausreichend oder zuwenig oder zuviel ist. Es wurde also ausgerollt, ausgestochen, “geklebt”, verziert und gepudert. Immer und immer wieder. Das ging so eigentlich fast den ganzen Dienstag. Pausen mussten aber auch ein, sonst wird man irgendwann klirre im Kopf.
Zum Abend hin, ging es dann auch an die Böden. Hier habe ich auf ein bewährtes Rezept zurückgegriffen, da der Kuchen ja noch einige Tage durchhalten müsste. An dieser Stelle sollte man vielleicht noch erwähnen, dass es so im Schnitt 25 – 30° waren. Nicht unbedingt hilfreich.
Kuchen backen ging dann problemlos über die Bühne und die Böden konnten über Nacht ohne Streß auskühlen.
Tag 2 – Mittwoch
Gestartet wurde der Tag damit die Böden auf die Kuchenkarten anzupassen und auf der Etagere die Beste Kombination rauszusuchen. Da alle drei Böden gleichmäßig mit einem leichten Hügel aus dem Ofen gekommen sind, habe ich mich dagegen entschieden sie zu begradigen. Auch wenn es wirkt, bin ich nicht so unbedingt Fan dieser geometrisch exakt geraden Torten.
Nach oben kam dann der Boden, der einen Tick größer als die anderen war. Da die Abstände zwischen den einzelnen Etagen nicht allzu groß waren, musste ich mir überlegen, wie ich das mit der Füllung anstelle. Normalerweise wird der Kuchen halbiert und die Füllung kommt dazwischen. Wäre mir in diesem Fall aber vermutlich zu hoch geworden und direkter Kontakt der Füllung mit der Ganache kann durch das Gewicht der Deko auch manchmal zu Problemen führen.
Also wurde lieber auf Nummer sicher gegangen: Kuchen aushöhlen und einen kleinen Rand lassen.
Das wurde mit allen drei Böden gemacht und diese dann unterschiedlich gefüllt. Einmal mit Pfirsich, einmal mit Stachelbeere und einmal mit Kirschen. Obwohl ich ja einen Kuchenrand hatte, habe ich später festgestellt, dass sich dieser dennoch leicht weggedrückt hat. Was später beim Raufsetzen des Deckels zu Ungenauigkeiten geführt hat. Ließ sich noch beheben, aber ein Tortenring wäre wohl eine gute Wahl gewesen – nächstes Mal ist man schlauer!
Die Böden mit Füllung wurden dann zum Auskühlen bei Seite gestellt. Anschließend ging es dann wieder mit Blüten und Rosen weiter. Juchuu! :D
Zum Abend hin folgte dann das Einstreichen mit der Ganache(die hatte ich bereits Dienstag vorbereitet). Tagesziel war es nämlich die Tortenteile mit Fondant eingedeckt zu haben, damit die Basis der Hochzeitstorte für den folgenden Tag komplett fertig wäre. Da die Torten nun der Reihe nach in den Kühlschrank gingen und man nicht mehr so einfach nachgucken konnte, welche Füllung sich wo versteckt, habe ich mir als Hilfe die Anfangsbuchstaben oben reingeritzt.
Auf die feste Ganache folgte dann der Fondant und wieder ging es ab in den Kühlschrank. Tagesziel erreicht(obwohl ich das Zierband auch lieber schon fertig gehabt hätte) und auch was die Blumen angeht alles soweit unter Kontrolle – super!
Tag 3 – Donnerstag
Den genauen Zeitpunkt zum Torten abholen wusste ich nicht. Nur so ungefähr, also hatte ich mir selbst 15 Uhr als Deadline gesetzt.
Morgens wurden dann als Erstes die Torten aus dem Kühlschrank geholt. Wer sich mit Fondant auskennt, weiß das der Wechsel von kalt zur warm dazu führt, dass sich an der Oberfläche Wasser ansammelt (wie bei allen Sachen). Eine der Torten hatte zudem sehr dicht an der Rückwand im Kühlschrank gestanden und glänzte bereits vorher sehr verdächtig.
Von der Unterwassertorte kannte ich dieses Problem zum Teil ja schon. Dort hatte sich zuviel Flüssigkeit gesammelt und der Fondant auch Blasen geschlagen. Blasen blieben mir erspart, aber selbst nach einer Stunde glänzte der Fondant noch total speckig. Nicht gut. Also Fön gezückt.
Aber selbst das half nicht viel. Also wurden die Torten nebeneinander gestellt und ein Lüfter davor drapiert.
Mit nervösem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass mir die Zeit irgendwie davon lief und der Fondant einfach nicht trocknen wollte. Das war der Moment wo so ein Hauch von Panik aufkam ;)
Gegen 11 Uhr hatte ich dann entschieden, dass die erste Torte ausreichend getrocknet war, um das untere Band anzubringen. Geht bestimmt schnell. Ha… falsch gedacht!
Plötzlich wurden aus 26 cm Durchmesser mal eben 84 cm “Band” – der Tisch war nur unwesentlich größer. Die ersten Versuche ein gleichmäßiges Band gingen schief. Es riß, wurde ungleichmäßig und wollte einfach nicht so wie ich. Irgendwann kam mir dann die Idee das Band aufzurollen. Aber bisher hatte ich wenig positive Erfahrung damit.
Bei Videos wird ja oft Fondant über die Teigrolle aufgerollt und dann auf dem Kuchen abgerollt. Hatte bei mir noch nie funktioniert, versaute nur den Fondant. Also griff ich zu Küchenpapier und das gab dann auch noch gleich (ungeplant) eine nette Struktur.
Für das erste Band hatte ich gut ne Stunde gebraucht – darf man eigentlich gar keinem erzählen. Die anderen beiden gingen dafür dann aber schneller. Zwischendurch wurde dann noch schnell Mittag gefuttert und gegen 13 Uhr war dann das Grundgerüst fertig. Allerdings kamen mir plötzlich Zweifel ob die Blumen auch wirklich reichen würden. Deswegen wurden noch ein paar kleinere, weiße Blumen gefertigt. Die waren natürlich nicht ausgehärtet, aber dadurch konnte ich sie nach Bedarf direkt an der Torte anpassen.
Was folgte war gut eine Stunde arrangieren, fluchen und aufkleben. Lüfter weiterhin brav an der Seite.
Gegen 14 Uhr war dann alles verbaut und ich zu 98% zufrieden mit dem Endergebnis. Also wurden noch zig Fotos gemacht und dann auf die Abholung der Torte gewartet.
Sowohl Braut als auch Bräutigam äußerten sich sehr positiv, also war diese Herausforderung ein Erfolg! Ich habe trotzdem zwei Nächte lang von dieser Torte geträumt – natürlich ging in den Träumen einiges schief :D
In diesem Sinne: die nächste Torte ist bereits in Planung!